Ich kann ziemlich gut Deutsch. Fließend aber nicht ganz Muttersprachler. Leute denken immer ich habe Deutsch von meinen Eltern oder Großeltern gelernt. Aber es war gar nicht so. Deutsch sprechen ist meine einzige Begabung. Ich kann weder ein Instrument spielen noch ein Kunststück malen. Ich kann aber Pommes wie eine Einheimischer bestellen: Rot-weiß. Und ich mache es auch. Oft.
Aber gut Deutsch können ist nicht immer von Vorteil. Als ich ledig war und Leute kennenlernte, hatte ich immer das Gefühl, dass meine kleinen Grammatikfehler die Leute durcheinander brachten. Erst als ich sagte, ich sei Amerikaner, entspannten sie sich. Bis dahin hatten sie Angst, dass ich ein deutscher Psychopath mit mörderischen Absichten sei. Kann ich auch nachvollziehen.
„Das stimmt schon“, sagte eine Freundin mal zu mir. „Es war gut, dass du eine bestimmte Anziehungskraft hattest, weil ich deine Sprache schon merkwürdig fand.“ Wir haben uns aber auch in einem Technoklub kennengelernt. Vielleicht hatte das irgendwas damit zu tun.
Es gab aber auch andere Schwierigkeiten. Bei meinem ersten Job in Berlin würde ich oft Kaffee bei Café Einstein in der Friedrichstrasse holen. Ich hatte das Gefühl, dass sich die Baristas über meine Bestellungen freuten. Aber nicht aus positiven Gründen. Sie kicherten jedes Mal, nachdem ich unsere Bürobestellung abgab. Als es wiederholt passierte, marschierte ich wieder ins Büro und plädierte dagegen, nochmal dahin zu gehen.
„Die lachen mich immer aus“, sagte ich, den Tränen nah.
„Wie bestellst du denn?“ wollte meine Mitarbeiterin wissen.
“Zwei Cappuccino, einen Americano und ne Latte.“
Bevor sie lachend zum Boden fiel, war ich mir endlich meines Fehlers bewusst.
Es gibt auch diesen schönen Spruch über Essen und Eichhörnchen: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.
Ich sagte jahrelang: Langsam nähert sich das Eichhörnchen. Ich dachte, es ging um eine Tierdoku, wo sich das Eichhörnchen langsam der Nuss nähert. Wie eine Löwin dem Wasserbüffel.
Nach 10 Jahren Ehe klärte mich meine Frau endlich auf.
„Weißt du eigentlich was du das falsch sagst?“ fragte sie.
„Warum hast du mir das nicht vor 10 Jahren gesagt?“
„Ich fand es immer so süß!“
Toll, jetzt sagt halb Berlin: „Da geht der autistische Amerikaner, der ganz gut sprechen kann aber sich mit Sprüchen schwer tut!“
Deutsch sprechen: Nicht nur ich
Sowas trifft nicht nur mich. Mein Kumpel Marc kann auch gut Deutsch und wollte sich mal über Schmerzmittle gegen seine Migräne beraten lassen. Er ging in die Apotheke und fragte nach. Nach einer Viertel Stunde fing die Apothekerin an ein Wort zu benutzen, das er nicht kannte. Er konnte es aber nicht zugeben, weil er gerade auf der Suche war und die Apothekerin hübsch und ihn sehr spannend fand.
Danach ging er nach Hause und machte ein Wörterbuch auf. Das war der Tag an dem er das Wort, „Zäpfchen“ kennenlernte.
Leider hatte er schon zwei geschluckt.
Er wechselte danach auch die Apotheke.
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