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Schlagwort: frühstück

Was deutsche mit ihren Brötchen anstellen

Noch etwas, was ich an Deutschland immer magisch fand (und immer noch magisch finde), ist das Brötchen. Als ich Austauschschüler war, lieferte der Bäcker jeden Morgen eine Tüte Brötchen zum Frühstück, sechs Tage die Woche (nur sonntags mussten wir mit gefrorenen Brötchen ausharren). Jetzt, als Erwachsener in Deutschland, genieße ich es, am Wochenende Brötchen zu jagen und zu versammeln, und als Vater gebe ich diese Tradition gerne an meine deutsch-amerikanischen Kinder weiter. Ach, Bullshit. Sie brauchen mich nicht. Es liegt bereits in ihren Brot-liebenden Genen!

Brötchen gibt es in den verschiedensten Geschmacksrichtungen und Größen in jedem Winkel Deutschlands und sie haben sogar unterschiedliche Namen – Brötchen auf dem deutschen Festland, eine Schrippe hier in Berlin und eine Semmel unten in den südlichen Teilen, in denen sie Cartoon-Deutsch sprechen. Während die meisten Menschen in erster Linie aus Wasser bestehen, besteht der durchschnittliche Deutsche zu 40 Prozent aus Brötchen. Die restlichen 60 Prozent setzen sich zusammen aus einer Mischung aus Bratwurst, Pils, Spargel und Goethe (oder manchmal auch Hegel).

Und heute präsentiere ich dir Dinge, die die Deutschen mit Brötchen anstellen und die sie dann noch essen. Zugegeben — einige dieser Zubereitungen sind nicht in dem benachbarten Imbiss erhältlich und andere mögen regionalspezifisch (oder altersspezifisch) sein, aber es handelt sich definitiv um Dinge, von denen mir mehr als ein Deutscher berichtet hat, dass sie sie irgendwo gekauft, irgendwann geliebt und irgendwie konsumiert haben. Viele von ihnen hatten dabei Tränen in den Augen. Wir haben das meiste davon an einem Samstag in unserer Küche zubereitet und es war, wie die Deutschen sagen, so lustig wie eine Tüte Brötchen (das sagt man eigentlich gar nicht).

Pommes

Hippiebrötchen Hiipe Brötchen

Formell ist dies ein „Hippie Brötchen“, aber keine Ahnung warum. Die Idee ist jedoch nachvollziehbar, da ich früher zerdrückte Kartoffelchips auf meinen Sandwiches geliebt habe. Aber meistens denke ich, dass die Idee entstand, um einen Halter für die Pommes zu kreieren, da Hippie Brötchen in öffentlichen Schwimmbädern sehr beliebt sind. Das Brötchen kann einer nassen, chlorhaltigen Hand viel besser standhalten, als zum Beispiel die traditionelle Pommestüte und ist dabei auch noch die umweltfreundlichste Verpackung, man ißt sie einfach auf. Wie man erkennt, sieht das Hippie Brötchen gut aus. Es schmeckte sogar noch besser. Rot weiß, natürlich!

Rohes Schweinefleisch

Nicht nur rohes Schweinefleisch, sondern gewürztes, rohes Schweinefleisch mit Zwiebeln, Salz und Pfeffer. Dies hat verschiedene Namen, aber in der Regel wird es Mettbrötchen genannt, weil es sich um eine Fleischsorte handelt, Schweinefleisch. Meine deutschen Schwiegereltern bezeichnen es als „Gehacktes Brötchen“, weil das Fleisch im Grunde genommen alles zerhackt ist. Und sie lieben es. Die Bezeichnung Hackepeter für gewürztes Mett soll erstmals im Berliner Gasthof Martin in der Landsberger Straße im Jahr 1903 verwendet worden sein. Deutsches Sushi, halt. Habe noch nicht da gespeist, aber da Landsberger Straße nur um die Ecke ist, schaffe ich es vielleicht eines Tages, Hackepeter im Gashof Martin zu probieren (kann jemand mir eine Zeitmaschine borgen?). Ich hatte noch nicht viele davon und habe diese GEHACKTES BRÖTCHEN in einem Supermarkt am Potsdamer Platz für diesen Beitrag gekauft. Ich konnte aber nur etwa die Hälfte davon essen. Ich mag Steak-Tartar. Liebe es sogar. Aber das hier hat mir nicht so gefallen.

Straight-up-Schokolade

Meine Frau und ich kämpfen gelegentlich darüber, ob Nutella und Erdnussbutter zum Dessert oder zu den Hauptmahlzeiten geeignet sind. Nutella ist eindeutig ein Nachtisch, wenn du mich fragst aber meine Frau hat einige stichhaltige Argumente vorzubringen. Aber manchmal schmeißen die Deutschen die Grenzen zwischen Dessert und Mahlzeit aus dem Fenster und legen einfach Schokolade auf ihr Brötchen. Und, wie ich gelernt habe, ist diese Frühstücksschokolade sogar nicht in der Schokoabteilung zu finden, sie ist direkt in der Frühstücksstreichabteilung neben Erdnussbutter und oberhalb von Nutella zu finden. Wie du sehen kannst, konnte mein Sohn nicht warten, bis ich ein Foto gemacht habe, bevor er sich eingegraben hat. Die kleinen, schokoladigen Blätter sind unter dem Namen Eszet bekannt, was ein Wortspiel auf dem ß-Buchstaben, aber eigentlich eine Abkürzung für seine beiden Erfinder ist…. ja, es brauchte zwei Deutsche, um diese Idee zu verwirklichen.

Frittieröl


Um das Öl auf diese Brötchen zu kriegen, muss man das Brötchen zuerst in der Fritteuse tunken. Echt. Diese werden im Allgemeinen als „Gammler“ bezeichnet, dabei handelt es sich nur um ein frittiertes Brötchen. Da sie „Gammler“ heißen, schätze ich, es ist die billigste Sache, die du an der Snackbar bekommst, aber ich sehe nicht, was so gammlig daran ist – es war ziemlich lecker und würde noch leckerer sein, wenn es in einer schmuddeligen Snackbar-Fritteuse gebraten worden wäre, in der bereits alles dem Menschen bekannte eingetunkt wurde und einen Teil dieses Geschmacks weitergegeben hätte.

Schaumküsse

Ja, ja, ich weiß, wie Schaumküsse früher hießen. In diesem Gif ist meine Frau, die mit viel Kraft und Freude dieses Ditschbrötchen „ditscht“. Als ich es probierte und sagte, dass es nicht so toll war, sagte sie: „Stellt dir vor du bist auf dem Schulhof, hast Mordshunger und es kommt frisch aus dem Bäckerauto.“ Ich glaube immer noch nicht, dass es gut schmecken würde, aber ich verstehe was sie meint.

Sonst noch etwas, was ich verpasst habe, was die Deutschen auf ihr Brötchen packen?

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Magisch Deutschland: Frühstück

Im Englischen haben wir tatsächlich ein Wort für deutsches Frühstück: Abendessen.

Aber eigentlich ist das nicht ganz fair: das normale Abendessen hat gar nicht so viel Brot und Fleisch wie ein durchschnittliches deutsches Frühstück.

Im Vergleich zu anderen Ländern, geben Deutsche gar nicht so sehr mit ihrem Frühstück an. Nicht wie Briten und ihr Full English. Oder wir Amis und unser Pancakes and Bacon oder sogar die Franzosen und das Croissant. Die Italiener? Die Italiener essen kein Frühstück. Sie schlürfen Espresso und sehen dabei gut aus. Es stimmt: Italiener sehen sogar am frühen Morgen gut aus. Ich weiß es. Ich war mal dort.

Deutsches Frühstück
Foto danke Kai Hendry via Creative Commons

Aber Deutsche geben gar nicht so an wegen ihres Frühstücks, hauptsächlich weil sie sich so viel Mühe geben müssen, um so ein Frühstück zu essen. Der Grundbaustein eines deutschen Frühstücks ist der Hauptstolz Deutschlands. Nein, nicht etwa das Autos oder gar das Bier. Nein, der Nationalstolz ist eigentlich das zusammenmischen von Mehl, Hefe und Wasser. Ein aufgebackenes Horrorszenario für Gluten Gegner: das Brot.

Ein mini- Brotlaib ist das Grundgerüst jedes deutschen Frühstücks: Das Brötchen. Es kann eine langweilige Schrippen sein oder ein kompliziertes Zusammengefüge aus Samen, Nüssen, technologisch fortgeschrittenem Mehl und ein paar Tränen von Nietzsche. Hauptsache Brot.

Jedes Brötchen wird dann in zwei Hälften längs aufgeschnitten und dann reichlich mit Butter beschmiert. Dann geht’s erst richtig los: Belegen mit irgendwas tierischem aber am besten mit Fleisch. Schinken, Leberwurst, Kochschinken, Teewurst, Schwarzwälder Schinken, Bierwurst.

Sowas halt.

Manchmal erlauben die Frühstücksschiedsrichter sogar diverse Marmeladen, Nutella, Rühreier oder das eine oder andere Gemüse. Für Fortgeschrittene gibt es natürlich Goldsaft – eigentlich nur Syrup aus der Zuckerrübe aber geschmacklos, geruchslos und gar nicht so klebrig. Ich glaube, Leute kaufen nur Goldsaft weil es eben Saft von Gold ist. Wer will das nicht?

Ich sage euch wer: Faulenzer, Versager und Bayern München Fans.

Und wem das nicht reicht, für den gibt es natürlich auch noch ein weich gekochtes Ei. Ich glaube es ist eher sowas um die Geschmäcker zu neutralisieren. Wie ein Eiersorbet.

Ich war mir nie ganz sicher wie viel man beim deutschen Frühstück essen sollte. Nach zwei Brötchen Hälften bin ich meistens satt (das wäre dann ein ganzes Brötchen, für die Mathematiker unter uns). Aber ich esse meistens zwei ganze, weil, um Louis C.K. zu zitieren, ich höre nicht auf, wenn ich satt bin. Ich höre auf, wenn ich mich selber hasse.

Wie ein braver Deutscher.

Deutsches Frühstück und Frühstücksersatzverdauungsmägen

Jedes Mal, wenn ein nicht deutscher einem deutschen Frühstück begegnet, fragt sich der nicht deutsche, wie Deutsche so oft so etwas essen können und dabei nicht gleich amerikanisch aussehen. Ehrlich gesagt, frage ich mich dass auch jedes Mal, wenn wir ein deutsches Frühstück zu uns nehmen. Ich werde tatsächlich mehr amerikanisch je mehr deutsche Frühstücke ich esse. Ich teile seit 14 Jahre eine Wohnung mit einer Deutschen und habe schon zwei halb- Deutsche gezeugt und ich weiß immer noch nicht, wie Deutsche das schaffen.

Wie sie es schaffen ist anscheinend ein Staatsgeheimnis wie die UFOs in Roswell, New Mexico oder Heino’s Augenfarbe. Die einzige Erklärung, die ich dafür finden kann, ist, dass Deutsche zwei Mägen haben. Wie Kühe. Deutsche haben sowas wie einen Frühstücksersatzverdauungsmagen, in dem die Regeln der Ernährung, von Physik und sogar der Schwerkraft außer Kraft gesetzt werden. Der  Frühstücksersatzverdauungsmagen verdaut ein deutsches Frühstück in einer ganz anderen Dimension und unterstützt dabei die Herstellung von Autos, Bier und schlechter Pop Musik – ganz ohne Kalorien.

Es gibt, soweit ich weiß, keine Antwort darauf. Und Frühstücksersatzverdauungsmagen ist bestimmt ein echtes Wort. Sicher.

Aber nach so vielen Worten über das deutsche Frühstück, habe ich mich heute für ein deutsches Frühstück zum Abendessen entschieden. Und dass gibt es auch bereits: das Abendbrot.

Weil man nie genug Brot essen kann.

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Sachen die ich an Deutschland magisch fand: Tischmülleimer

Das erste Mal, als ich einem begegnete, ging ich davon aus, dass es etwas leckeres zum Frühstück in sich verbarg. Noch mehr Butter. Milch. Vielleicht ein Früchtetee? Aber es war komisch geformt und sah aus wie ein klitzekleiner Mülleimer.

Und es sah so aus, weil es tatsächlich einer war. Es war ein mini Mülleimer auf dem Tisch. Ein Tischmülleimer.

Tischmülleimer
Pic Jochen Wegner unter Creative Commons

Das ist gut 30 Jahre her und ich freue mich immer noch, wenn ich einem begegne und benutze sie dann leidenschaftlich. Besonders häufig anzutreffen in Pensionen mit Dusche auf dem Gang oder bei Omas.

Tischmülleimer. Wie genial.

„Ach was. Schreib´ doch nicht darüber,“ sagt meine deutsche Frau gerade. “Die sind total old fashioned. Niemand benutzt die heutzutage noch.”

Oh doch. Meine Liebe!

Google mal Tischmülleimer. Endlose Hersteller. Oder versuche es bei Amazon mit Tischabfalleimer. Noch mehr Varianten. Schau weiter es gibt sogar Mini-Müllcontainer.

Nämlich weil Tischmülleimer gar nicht so old fashioned sind.

Wie besessen mit Ordnung muss man sein, um Tischabfallbehälter auf dem Tisch zu platzieren? So besessen, dass man den Müll erstmal raustragen muss, bevor man die Rühreier mit Speck aufgegessen hat.

Als Teenie fand ich der Tischmülleimer ein Geniestreich. Ich war durchaus mehr besessen von Ordnung damals als heute. Damals, als ich besessen von Ordnung war… Fand ich es halt nett, dass man Brötchen schmieren konnte und trotzdem einen aufgeräumten Tisch hatte. Deutsches Frühstück bedarf deiner vollen Aufmerksamkeit!

Und überhaupt: Tischmülleimer machen Sinn, wenn man an die nicht-gerade-Umwelt-freundlichen Frühstücksverpackungen denkt. Marmelade. Honig. Butter. Frischkäse. Schmelzkäse. Pumpernickel. Nutella. Aspirin. Alles einzeln verpackt. Das sorgt für Unordnung. Und das bereits am Morgen! Sogar die Schalen der gekochten Eier passen rein. (Ein bisschen Schale bleibt natürlich immer am Ei und wenn keiner so genau hin sieht, dann spuckt man die einfach direkt in das Eimerchen.)

Und noch besser: Herr Kellner muss gar nicht zum Aufräumen stören während man Quark frisst und Göthe lautstark zitiert. Man kann einfach zwischendurch Ordnung schaffen und weiter wird geGoethelt.

Als ich in der 9. Klasse in Amerika war, dachte ich, dass wenn ich endlich erwachsen bin, werde ich jede CD meiner Lieblingsbands haben. Aber als ich Austauschschüler in Deutschland wurde, wusste ich: Erwachsen sein, heißt ein Tischmülleimer auf jedem Tisch.

Heute bin ich erwachsen. Und ich habe weder Musik CDs noch Tischmülleimer.

Und ich zitiere nie Göthe.

 

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