Wie nennen sie echt gutes Fernsehen in Amerika? Fernsehen (TV).
Und in Deutschland? Qualitätsfernsehen. Ich verliere bereits jetzt den Lust. Aber keine Panik: Es gibt eh so gut wie keins. Darüber reissen sich deutsche Fernseh Futzis gerade ihre Haare raus.
Ach, ich übertreibe. Es gibt doch ab und zu was Gutes in der Glotze. Es kommt hauptsächlich aus Skandinavien. Die Brücke. The Killing. Und der pummelige Wallander.
Ein grosses Problem ist das kreativitätsmangel der Öffentlichen Rechtlichen und deren rentnerischen Zuschauer. Aber eine deutsche Zuneigung für Charaktere über Story (siehe auch den Klaus Kinski Kult) hilft auch nicht.
Als The Wire gross in den Staaten wurde, tauchte verdächtig Im Angesicht des Verbrechens in deutschen Fernsehen auf. Es war spannend und erfrischend. Nicht nur das Storywegen, sondern auch weil es ein bisschen Licht in langsam vergessenen Charlottengrad (und Umgebung) warf.
Aber mit Riesenerfolge wie Breaking Bad, House of Cards and Girls, deutsche Produzenten kriegen langsam ein Koller über Miserfolge und das fehlende Produktionskohle. Aber manchmal haben sie doch Erfolg: Im Angesicht, etwa. Oder Weissensee. Und jetzt Deutschland 83.
Falls jemand es verpasst hat, handelt es sich die Serie Deutschland 83 um – ja – Deutschland in 1983. Kalter Krieg, also. Das Übliche, eigentlich. Ein Stasispion in Bonn. Amerikanische Generäle und Angst übers Atomkrieg. Achso, und auch ein paar unfähige Ostdeutsche Beamten (wie immer). Aber sehr gut und schön gemacht. In Deutschland 83 haben sie sogar einiges aus US-Amerika geklaut: Lieder am Ende jede Sendung, z.B. Ja. David Bowie und Co. Es waren ja die 80er.
Obwohl Deutschland 83 aus dem Hause RTL kommt ist es nicht ganz Deutsch. Nicht das es unbedingt sein muss. Deutschland 83 kommt aus der Kuli ein US-Amerikanerin: Berlin Schriftstellerin Anna Winger. Ralph Martin, ein Bekannter aus den Berlin Amerikanischer Journalistenkreis, hat sogar eine Folge geschrieben. Nice job, Ralph!
Es scheint also ob die RTL Chefs so sehr Angst von Amerikanischer Serien hatten, das sie eine Amerikanische Sendung machen wollten. If you can’t beat ‘em, join ‘em.
Und vielleicht waren sie ein bisschen zu erfolgreich. Die Serie ist beliebt ausserhalb Deutschlands. Und entäuschend innerhalb.
Das überrascht mich nicht. Die meisten RTL Zuschauer können noch nicht mal Qualitätsfernsehen buchstabieren. Aber ich fürchte auch das was uns Amis und Briten and Deutschland im Jahr 1983 interessiert – nämlich ein Stasispion in Bonn, Amerikanische Generäle und Angst übers Atomkrieg – die deutschen nicht so ganz am Fernseher hält. Ihr wart ja da.
Aber die grosse Frage jetzt lautet: Gibt es bald ein Deutschland 84? Ich hoffe sehr.
Und echten Dank an RTL: ich könnte Problemlos die deutsche Fassung hier in Portland, Oregon über Weihnachten runterladen. 0,99 € die Folge. Ich will nicht immer alles klauen Mussen.
Hoffentlich heisst bald Qualitätsfernsehen einfach Fernsehen.