Ich habe einen 19 € Döner Kebab gegessen.
Der Döner Kebab ist einer meiner Favoriten der deutschen Küche. Er wurde angeblich in den 70er Jahren von Nadir Kurim in Berlin erfunden, ähnelt aber Gerichten die jahrzehntelang – wenn nicht gar jahrhundertelang – im Nahen Osten, in Griechenland und der Türkei (und anderswo) zu finden waren. Und als ich zum ersten Mal von dem 19 € Döner im Hotel Adlon am Brandenburger Tor las, setzte ich ihn auf die Liste der Dinge, die ich vielleicht eines Tages tun aber wahrscheinlich nie tun würde – direkt neben Lachsfischen in Neuseeland und unter einem Versuch Präsident der
Vereinigten Staaten von Amerika zu werden. Vielleicht, aber wahrscheinlich auch nicht.
Aber dann wurde der 19 € Döner plötzlich zum Thema in unserem Büro,
und seine Dynamik wurde unaufhaltsam. Außerdem ist das Brandenburger Tor nur zwei U-Bahn-Stationen (oder 20 Gehminuten) vom Büro entfernt. Aber, nachdem wir uns dafür entschied, wurde es doch noch fast umöglich. Als ich und meine Kollegin zum Mittagessen im Adlon ankamen, versuchte der ägyptische Präsident das Adlon zu verlassen. Ein deutscher Polizist sagten uns, dass niemand hineingehen könne, während Abdel Fattah el-Sisi hinausging. „10 bis 15 Minuten“, sagte er, aber er war schlecht in Mathe – es dauerte eine halbe Stunde.
Als wir drin waren, entdeckten wir zwei Dinge. Erstens: Den 19 € Döner gibt es nur in der Lobby-Bar (die Restaurants des Hotels verlangen für nur ein Glas Leitungswasser mehr). Zweitens: die Köche in der Lobby-Bar haben ihre eigene Berliner Note auf mehrere Speisen gesetzt. Meine Kollegin zum Beispiel probierte ein Berlin Reuben Sandwich aus. Es hatte natürlich Sauerkraut, aber statt Pastrami Kassler – geräuchertes, eingelegtes Schweinefleisch – und schweres, graues deutsches Roggenbrot statt eines leichten amerikanischen Roggenbrotes mit Kümmel. Angeblich wurde der Kassler im 19. Jahrhundert von der Casseler Metzgerei in Schöneberg erfunden. Es gibt aber kulinarisches Zweifel.
Der Döner ist, wie seine Berliner Schwester, die Currywurst, ein
Grundnahrungsmittel für den Arbeiter, d.h. er ist großartig, wenn man besoffen ist. Das Fleisch wird in der Regel unter zu vielen Gewürzen vergraben, und von Imbissen mit fragwürdigen hygienischen Standards serviert. Ein guter Döner beginnt mit Fleisch und Brot und variiert dann je nach den Eigenheiten des Restaurants und des Kunden. Mustafa’s, Berlins (unerklärlicherweise) berühmteste Dönerbude zum Beispiel, wirft gegrilltes Gemüse, Meersalz und Sojasauce hinein, als ob das gehackte Fleisch nicht schon genug Salz hätte. In der Regel sind drei Soßen erhältlich – Kräuter, Gewürze und Knoblauch – und Döner werden dann mit Zwiebeln, Salat/Kohl, Tomaten und vielleicht noch mehr Gewürzen belegt. Da jeder selbst entscheiden kann, was auf seinem Döner passiert, ist es das demokratischste Gericht des Landes.
Der Service in einer Dönerbude ist immer knapp und schroff, wie Berlin. So war es seltsam, an dem Tag im Adlon, einen Döner mit einer höflichen Stimme und einem Lächeln zu bestellen, während wir von übrig gebliebenen ägyptischen Anzugsträgern umgeben waren. Ich war mehr als ein wenig enttäuscht, als der Kellner nicht im akzentuierten Deutsch bellte: „Sosse, bitte!? Salat komplett!?“
Wie alle Döner-Kebabs wird auch der Adlon Döner in einer Papiertüte geliefert, aber leider nicht in der Papiertüte mit einer roten Zeichnung eines Dönerkochs mit seinem riesigen Messer und unbestimmtem Fleischspieß vorne drauf. Das Adlon hat genug Sinn für Humor, um 19 €
für einen Döner zu verlangen, aber nicht genug, um den Witz am Laufen zu halten. Es wird mit Kalbfleisch (sorry, ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen) serviert, halbgar und dünn geschnitten. Sie fügen Rot- und Weißkohl, Tomaten, einige frische Kräuter und Zwiebelsamen hinzu und verfeinern es mit einer cremigen Trüffelsauce. Es fühlte sich alles gut ausbalanciert und zusammengesetzt an, wie eine Netflix-Serie. Obwohl ich Trüffel liebe, mag ich auch ein wenig Feuer mit meinem Döner. Also: Punkte Abzug.
Alles im Allem ist der Adlon Döner gut, aber nicht 19 € gut. Ich würde
sagen, vielleicht 8 € gut, maximal 9 €. Aber die extra 10 € werden nicht
verschwendet. Nein. Sie bringen den Adlon Döner nur in die gleiche Kategorie wie Crossfit und Veganismus. Das sind Dinge, die man nicht tut, um sie zu tun, sondern damit man allen erzählen darf, dass man sie tut, z.B. in einem Blog.
Ich hatte aber auch das Gefühl mit dem Adlon Döner, dass das Hotel etwas herablassend über den allgemeinen Döner herzieht. „Bah“, scheint das Adlon zu sagen. „Wir können das besser als ihr das einfache Volk !“ Das können sie tatsächlich aber nicht – im Gegensatz zum Adlon Döner, ist ein echter Döner schlampig und kulinarisch unausgewogen. Und so soll er auch sein. Er wird schnell gegessen, während man überlegt, ob man auf den Nachtbus wartet oder sich einfach ein Taxi leistet. Da kriegt man einen Döner und kommt komfortabel nachhause für das gleiche Geld. Ein Döner ist eines der Dinge, die man nach einem Saufgelage am Wenigsten bereut.
„Das Adlon würde dir sogar wahrscheinlich einen Döner besoffen um 2 Uhr Morgens servieren“, sagte meine Begleitung. Wir einigten uns darauf, uns eines Nachts zu betrinken und es auszuprobieren, aber dann könnte ich mir nur den Nachtbus leisten.
Habe ich schon gesagt, dass der Adlon Döner nur OK war? Er war nur OK und wenn ich es mir recht überlege, war ihre Ruben Sandwich das gelungenere Experiment.
Nach dem Mittagessen wollte ich mir die Klos des Adlon anschauen (sie sind unten, wenn du sie brauchst). Nachdem ich mich umgeschaut habe, wusch ich mir meine Hände neben einem Berliner Polizisten, der von der Beschützerarmee des Präsidenten übrig geblieben war. Ich beobachtete, wie er das Handtuch benutzte, mit dem er seine Hände trocknete, um die Wasserhähne auszuschalten und die Badezimmertüren zu
öffnen.
“Schlau“, sagte ich zu ihm. „Keine Fingerabdrücke hinterlassen.”
Er sagte kein Wort und starrte mich stattdessen nur an, als wir die Treppe hinaufgingen. Jemand auf Twitter wies darauf hin, dass er vielleicht nicht wirklich ein Polizist war und es einen nackten Polizisten gab, der irgendwo in einer Bessenkammer bewusstlos lag.
„Hat der Ägyptische Präsident den Döner probiert?“ frage ich mich.
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