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Monat: Januar 2017

Ja, ich tanke gern Alkohol-frei

Meinen geheimen Neujahrs Vorsatz für mich zu behalten ist viel leichter in Deutschland. Mein geheimer Vorsatz ist immer mit dem Saufen aufzuhören. Er bleibt immer geheim, weil ich weiß, ich kann ihn genauso gut einhalten wie meinen jährlichen nicht geheimen Vorsatz. Mein nicht geheimer Vorsatz? Die erste U.S. Präsidentin zu werden. Bis November dachte ich, dass mir die Qualifikationen und eine Vagina fehlen. Ich wurde jetzt eines besseren belehrt.

Aber in Deutschland ist mein geheimer, alkoholfreier Vorsatz leichter einzuhalten, da das Land von leckerem, alkoholfreiem Bier überschwemmt ist. Oder non-alcoholic, wie wir in Amiland sagen. Oder, als ich ein Kind war, Near Beer, also, Fast Bier. Hoch qualitatives alkoholfreies Bier ist so präsent in D-land, dass es sogar Derivate davon gibt, wie z.B. alkoholfreies Radler oder alkoholfreies Weizen. Sogar mit Zitrone. Und die Brauer reden auch immer von „isotonisch“, aber da ich bloß einen einfachen Uni Abschluss habe, weiß ich gar nicht, was das heißen soll.

Jeden Januar finde ich es leicht, meinen geheimen Vorsatz einzuhalten, während ich mich für das Weiße Haus vorbereite. Jedes Mal, wenn ich an der Theke herantrete, erinnert mich die kleine präsidentiale Stimme in meinem Kopf an meinen Vorsatz und ich sage stolz: „Ein alkoholfreies Bier, bitte!”

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Das Sortiment gab es bloß in der Spätkauf um die Ecke.

Oft stehen mir mehrere Sorten zur Auswahl.

Becks oder Jever Fun?”

Ich habe bereits so viel Alkoholfreies geschluckt, dass ich freilich sagen kann, dass das Jever gar nicht so Fun ist aber das Becks sehr Tageslicht tauglich sei. Im englisch sprachigen Raum heißt alkoholfreies Becks übrigens Becks Blue. Merkwürdig da Blue auf Englisch so gut wie „traurig“ heißt. Bin ich blue weil ich Alkoholfreies trinke? Oder ist es ein Wortspiel auf das deutsche „blau sein“?

Höchst subversiv.

Alkohol-freie Kinder

Das ganze Alkoholfreie fing bei mir mit der Schwangerschaft meiner deutschen Frau an. Schwangerschaft und Alkohol sind bekanntlich keine guten Partner. Aber Deutsche und Bier schon. Also haben wir einen Kompromiss geschlossen: Wir würden manchmal den sehr geringen Alkoholgehalt von alkoholfreiem Bier (0,5% vol.) in Kauf nehmen. Damals war Bionade Trend unter jungen Müttern und weniger alkoholfreies Bier aber meine Frau fand schnell ihren Liebling: Krombacher Alkoholfrei was sogar im englisch sprachigen Raum Zuspruch gefunden hat. Komischerweise ist die alkoholisierte Variante von Krombacher die bevorzugte Sorte ihres Vaters.

Like father like daughter.

Ich kenne das Argument, Bier ohne Alkohol ist kein Bier. Und Kaffee ohne Coffein sei auch kein Kaffee. Und Tofuwürstchen sind keine Wurst. Ich habe die Argumente selber mal verwendet. Aber sie sind eigentlich gar keine Argumente. Manchmal will ich saufen, ohne besoffen zu werden. Und manchmal will ich um 23 Uhr Kaffee trinken. Und manchmal will ich einen labbrigen, geschmackslosen Schlauch verspeisen.

Ich bin Erwachsen. Ich darf solche Entscheidungen treffen (und auch mal nebenher gesagt: Ich kenne auch Malzbier. Habe es damals als Austauschschüler geliebt. Es ist, glaube ich, bloß ungegärtes Bier, welches man sogar Kindern bedenkenlos geben kann. Aber einigen wir uns, dass wir zu einem anderen Zeitpunkt darüber bloggen, ok?).

Aber warum trinke ich jetzt überhaupt Alkoholfreies? Jetzt, wo es keine Schwangerschaft mehr gibt? Weil, wenn ich nicht trinken will, und ich eine Kola in der Kneipe bestelle, ist diese innerhalb von Sekunden weg. Wasser auch. Aber an alkoholfreiem Bier kann ich lange dran nippen und ich muss mich nicht stundenlang rechtfertigen, warum ich keinen Alkohol trinke. Es sieht ja aus, also ob ich mit saufe. Und außerdem, weil ich älter werde und meine Geschmacksknospen langsame absterben, will ich manchmal abends etwas bitteres trinken ohne mit einem Kater aufzustehen.

Obwohl es viel Alkoholfreies in Deutschland gibt, ist Amerika noch nicht in den Genuss gekommen, trotz der endlosen Craft Brewers (die ständig IPAs herstellen, die wie flüssige Disteln schmecken).

Alkoholfrei, Kartoffelbrei!

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So half mir Asterix mein Deutsch zu verbessern

Als ich im letzten Jahrhundert Austauschschüler in Deutschland war, entdeckte ich ein Geheimnis, um Deutsch zu lernen. Ich meine, neben der Herz zerbrechenden Einsamkeit und der endlosen Langeweile.

Bevor ich in Deutschland ankam, hatte ich nur zwei Jahre Deutsch in der Mittelstufe (kleiner shout out an meine damaligen Mitleidenden in Frau Cathcart’s Klasse) und ein Jahr und noch was Deutsch in der Oberstufe. Das ist so gut wie ein Youtube Deutschlern Video oder eine Stunde mit Duolingo.

Mein Deutsch war nicht gerade fließend.

deutsch lernen

 

Als ich mich am Anfang auf Deutsch unterhielt, war es mir gar nicht möglich zu merken, wo ein Wort aufhörte und das nächste anfing. Deutsch klang ganz anders aus dem Munde Deutscher, die durch billige Kopfhörer in dem Sprachlabor von der Smoky Hill High School zu mir sprachen. Und dann, als ich anfing die Wörter zu erkennen, schrieb ich die unbekannten Wörter immer auf. Sie waren ausschließlich Namen. Silke, Thorsten, Sebastian und Volker waren mir alle fremd.

Ich habe sie tatsächlich alle im Wörterbuch nachgeschlagen.

Aber in einem Schrank in meinem Zimmer entdeckte ich ein Stapel Comics. Asterix und Obelix. Am Anfang kindisch aber dennoch, irgendwie anlockend. Und außerdem, ich musste die Zeit zwischen dem Abendessen und dem Schlafen irgendwie überbrücken.

Ich weiß, alle deutschen Besserwisser schreien jetzt auf, dass Asterix und Obelix gar nicht Deutsch sind. Ja, ich weiß. Aber die Ausgaben die ich zuerst entdeckt habe waren halt auf Deutsch und ich wollte zu dem Zeitpunkt nicht gerade Französisch lernen. Aber so ist das: Oft denkt man, dass Sachen aus dem Land stammen, wo man ihnen zuerst begegnet ist. Wie Nutella. Oder Spaghetti.

Deutsch lernen

Aber jeden Abend, einen Monat lang, drehte ich Simple Minds auf meinem Walkman auf und habe mein Deutsch verbessert. Die Formel der Hefte machten es mir leicht: Die Römer haben nur gesponnen und die Gallier waren immer überlegend. Obelix war dick zu Asterix’s doof.

Oder umgekehrt? Ist gar nicht so wichtig.

Die Hefte waren perfekt, weil mir ganz einfache deutsche Sätze begegneten in einem familiären Kontext. Zu viel von dem Deutsch, was Leute mir damals empfahlen, war viel zu hochkaratig. Zeitungen? Ich kannte gerade Kohl und noch gar nicht Genscher, Honecker oder Herbert Grönemeyer. Und Bücher waren auch nicht besser. Heinrich Mann? Patrick Süskind? Ne.

Asterix und Obelix waren gerade richtig.

Und sie lieferten auch einen kulturellen Anker, um ein Gespräch mit Deutschen anzufangen.

Ja, Asterix und Obelix sind schon geil”, sagte Mark Bonitz zu mir in der Raucherecke, um mir bei meiner deutschen Umgangssprache zu helfen. “Probier´s mal damit”, sagte er während er mir ein Donald Duck Comic in die Hand drückte. Ich dachte, das wird nichts mit mir und Donald.

Thilo im Leistungskurs Chemie war da ein bisschen anders.

Ja, Asterix und Obelix. Habe ich auch gelesen”, sagte er. “… in der dritten Klasse.”

Ich habe noch eine Lektion von Thilo an dem Tag gelernt. Es ist besser deine freie Zeit in der Raucherecke zu verbringen, auch wenn Du nicht rauchst.

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