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Berlinerisch Beiträge

Vier Sachen die das Universum von Deutschland lernen könnte

Klar, das Internet liebt solche Dinger. Diese Listen. Hier ist also meine. Ich habe nicht fünf Punkte ausgewählt. Nur vier. So bin ich halt. Ausserdem: Mir fielen nur vier ein. Ich habe versucht, nur Sachen auszusuchen die andere Blogger, Verleger und gar US-Amerikanische Nachrichtenagenturen nicht eingefallen sind. Und, sie sind alle Sachen die tatsächlich mein Leben in Deutschland verbessert haben. Hier sind Sachen die ich im normalen Unterhaltungen (sprich, in der Kneipe) als Verbesserungsvorschläge aus Good Old Germany vorgeschlagen habe.

Echt.

Klar, nicht jeder wird mir zustimmen. Ich werde, ehrlich gesagt, wahrscheinlich einige Freunde verlieren. Freunde die Deutschland verändern wollen, damit es mehr wie zu Hause ist.

„Freunde die dich verändern wollen sind keine Freunde,“ hatte meine Mutter immer gesagt.

Das stimmt eigentlich nicht. Meine Mutter hat nie sowas gesagt und wurde es auch nicht sagen. Sie hat meine Freunde immer sehr gemocht. Mehr als ich meine Freunde gemocht habe. Aber eine Mutter hat es bestimmt irgendwann gesagt.

Hier sind also die vier Vorschläge aus Deutschland an das Universum. Ich hoffe, die gefallen eure Mutter:

Hunde lieber nicht an der Leine

Foto danke Bernd Baltz via Creative Commons
Foto danke Bernd Baltz via Creative Commons

Hunde sind nicht mein Ding. Wenn ich eine Hund begegne, erkläre ich den Tier das wir nie Freunde sein werden. Es ist kein Problem. Es gibt ja genug Leute die Hunde mögen und genug andere Tiere die mich mögen. Die Welt ist ja groß. Und als jemand der keine Hunde mag, nervt es mich immer in den Staaten wenn zwei Leute sich beim Gassigehen treffen. Die Hunde werden bellen und fauchen. Und nochmal bellen und fauchen. Shut up already! Aber in Deutschland gibt es kein bellen und fauchen. Die Hunde laufen frei rum und durfen ungestört Pos schnuffeln. Die Leine macht aus Hunde das gleiche wie Lenkräder menschen: Bestien. Klar, nicht jedes Hund oder Hundebesitzer hat das Stoff, alleine ohne Leine spazieren zu gehen, aber als nicht-Hunde-Mensch sind meine Begegnungen mit Hunde und Halter angenehmer in Deutschland.

Überholen nur links

(ausser man ist im U.K. und – gegen das Gesetz Gottes – links fährt, dann umgekehrt)

Rechts fahren, links überholen.
Foto danke Micky Waue Auktionen und Konzerte

In Deutschland ist es verboten, rechts zu überholen. Man darf nur links überholen. Überholst du rechts? Das darfst du nicht. Es ist illegal. Fährst du aber langsam? Dann fahr doch bitte rechts damit die schnellere Autos dich leichter überholen können. So machen es (die meisten) deutsche. Und du sollst es auch. Dieses Verhalten auf der Autobahn überträgt sich auf normale Strassen und das Autofahren wird dadurch leichter. Aber in Amiland ist es anders. Das fahren auf Amerikanische Autobahnen fühlt sich an wie eine Herde Buffel in der Flucht. Wisente rennen rechts und links in jeder Geschwindigkeit und jeder Richtung. Um eine sichere Spurwechsel zu unternehmen bedarf es eine Genehmigung von jemand ganz weit oben. Wir sind aber keine Buffel. Wir sind Menschen. Und Menschen überholen nur links.

Gib mal die Hand

Foto danke Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
Foto danke Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt

Gerade die Freunde bei Kaiser’s getroffen? Gib jeden die Hand. Tauchst du bei eine Sause erst auf? Alle Hände werden erstmal geschüttelt. So sagen deutsche, ‚Hallo, wir sind da.’ So merkt man die Anwesenheit von allen Beteiligten an. So wird auch jeder in der Runde vorgestellt. Es ist symbolisch und sagt so gut wie: ‚Wir sind alle wir.‘ Jeder füllt sich willkommen. Sogar die Ex die eigentlich gar nicht da sein sollte. Sowie ihr neuer Freund. Gib ihm die Hand und versuche dabei eine Inkanischer Toteszauber zu überreichen. Wenn es sogar um ganz gute Freunde geht, schütteln sich deutsche gar nicht die Hände – die umarmen sich. Mach es doch. Deutsche haben keine Angst. Du sollst auch nicht. Du bist ja unter Freunde.

Ladenschluss am Sonntag

Foto danke Sebastian Baryli via Creative Commons
Foto danke Sebastian Baryli via Creative Commons

Hast du dich jemals gefragt, wie es Will Smith ging in I Am Legend (oder Charlton Heston in The Omega Man)? Sonntags in Deutschland findest du eine Antwort. Fast jeder Laden hat zu. Fussgängerzonen sind leer. Malls ausgestorben. Ich weiss, für zugezogene und Ex-Pats ist das die Hölle. Es ist ja so schwerig Basilikum und Spüllmaschine Tabs vorrätig zu halten. Aber die meisten Ex-Pats können noch nichtmal heute Abend plannen. Aber Sonntags zu ist voll ruhig and chillig. Weil man sonst nichts machen kann. Der Druck ist weg. Klar, das ganze fing wegen diesem Gott Kerl an, aber heute bedeutet es was anderes: Kommerz ist nicht immer König. Der Kunde hat nicht immer recht. Und das Dollar – oder euro – ist nicht das Oberhaupt. Es geht um was anderes. Und es ist schön.

Ausserdem darf man sich wie ein Zombiejäger fühlen.

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Er ist wieder da: Gagschreiben für Hitler

Ich habe gerade „Er ist wieder da“ zu Ende gelesen. Für die, die es nicht wissen: Das Buch handelt von der Wiederkehr Hitlers in Berlin Mitte, im Jahr 2011.

Es ist sehr lustig. Echt.

Und für die, die es zweimal nicht wissen: Das Buch wurde als Film gemacht. Ja, in 2014. Und ich habe das Buch am Wochenende zu Ende gelesen, weil es am 9. April auf Netflix erscheint. Zumindest außerhalb des deutschen Sprachraums.

Und für die, die es nicht dreimal wissen: ich bin im Film.

Er ist wieder da.
Bild dank Constantin Film Verleih GmbH

Damals, 2013, rief mich ein Bekannter aus der Filmszene an. Er fragte, ob ich Zeit und Interesse hätte einem mysteriösen Prominenten mit Comedy zu helfen. So eine Art Comedy Coach. Ich habe abgelehnt. Ich kann nicht viel im Leben und noch weniger jemanden einen Comedy Auftritt beibringen.

Mein Bekannter fragte dann, ob ich dann vielleicht einfach ein paar Witze für den Prominenten schreiben könnte.

„Vielleicht,“ sagte ich.

„Bezahlt“, sagte er.

Ich machte mich auf den Weg.

Es war, glaube ich, an einem Mittwoch. Ich und ein paar Comedyfreunde befanden uns dann in einem Filmstudio im Süden von Berlin, nahe des nicht-zu-öffnen Flughafens.

Der Bekannte kam rein und stellte uns einen Regisseur vor. Der Regisseur erinnerte mich leicht an „das Tier“ von der Muppets Show. Die hatten zumindest beide den gleichen Geschmack was Klamotten angeht.

Das Tier fragte, ob wir das Buch „Er ist wieder da“ kannten. Er mache gerade den Film dazu.

“Wir dürfen es euch eigentlich nicht verraten“, sagte das Tier, “aber es funktioniert immer besser, wenn ihr es vorher wisst.“

„Ihr werdet Witze für Hitler schreiben“, sagte er.

Ich fragte mich, ob das nicht gerade ein Mel Brooks Theaterstück war. Ich überlegte, Springtime für Hitler zu singen.

https://youtu.be/kHmYIo7bcUw

Aber bald tauchte Christoph Maria Herbst auf. Ja, Stromberg. Aber noch ernster.

Ich musste erstmal schlucken. Es war ja Christoph Maria Herbst.

Er schauspielte schon und erzählte uns, er hätte einen Typ dabei, der entweder Hitler war und/oder Hitler spielte. Hitler oder Möchtegern Hitler würde bald eine eigene Sendung kriegen und wir sollten uns dazu Witze überlegen. Wir sollten erst einmal ein bisschen Brainstorming machen und der Typ, der entweder Christoph Maria Herbst war oder von Christoph Maria Herbst gespielt wurde, lenkte uns alle in eine klare Richtung.

Nichts, sagte er, sollten wir ausschließen.

Klar, über solche Witze denkt fast jeder. Aber nicht vor laufender Kamera. Und wenn doch, dann für viel mehr Geld.

Mir wurde langsam unwohl. Ich wusste nicht wirklich, ob solche Witze am Ende OK sein würden.

In solchen Fällen berufe ich mich immer auf meine deutschen Freunde, die eine ähnliche Gesinnung haben, wie ich. Einer davon ist ein Comedian und Filmemacher namens Georg. An dem Tag saß er direkt neben mir.

OK, dachte ich, wenn Georg dabei ist, dann ist alles paletti.

Aber es war nicht nur unsere Aufgabe, die mich unwohl machte.

Zwei Wachmänner umkreisten die ganze Zeit das ganze Studio. Leise aber sicher. Sie sahen nicht gerade glücklich aus.

Ihre Rolle war mir ein Rätsel. Waren sie ein Teil des Ganzen? Oder waren sie da, falls irgendwelche Linksradikalen mit dem Führer mal ein ernstes Wörtchen reden wollten? Waren wir irgendwelchen Gefahren ausgesetzt?

Entweder waren die zwei Türsteherburschen sau gute Schauspieler oder sie waren tatsächlich bullige Sicherheitsmänner mit fragwürdigen politischen Ansichten.

Ich schwitzte und schwitzte.

Christoph Maria Herbst (man kann einfach nicht seinen Namen nennen ohne alle drei Namen zu schreiben) bat uns dann, je fünf Witze zu schreiben. Er las sie alle vor und sammelte seine Lieblings One-Liner. Dann holte er Hitler. Oder der Herr, der gerne Hitler wäre.

Er ist wieder da: Tatsächlich

Im Buch ist es tatsächlich ein kleiner Österreicher. Aber an dem Tag war es ein österreichischer Schauspieler namens Oliver Masucci.

Ich kannte ihn vorher auch nicht.

Ich versuchte mir kurz vorzustellen, wie ich mich fühlen würde, wenn es tatsächlich der Führer gewesen wäre. Aber so viel Vorstellungskraft habe ich anscheinend nicht. Es klappte nicht.

Hitler bat uns dann um Rat für seine Sendung. Ich schlug vor, er sollte sich über sich selbst lustig machen.

„Die Fallhöhe ist ja ziemlich hoch“, empfahl ich.

Das fand Herr Hitler aber nicht lustig. Meine Empfehlung lehnte er ab.

Obwohl er nicht wirklich Hitler war, hatte er trotzdem was Bedrohendes, als ob Putin da stünde, aber ohne die Fähigkeit, mir einen Autounfall auf dem Nachhauseweg passieren zu lassen.

Und dann fing Georg an, sich aufzuregen. Irgendwas mit Schande und Vergangenheit und Empörung.

„Oh fuck“, dachte ich. „Wir machen hier etwas Falsches.“

Sollte George rausstürmen, entschloss ich, würde ich ihm folgen. Wie ein paar Clark Gables in „Vom Winde verweht“. Oder wie Don Quixote und Sancho Panza.

Scheiß auf das Geld. Es ging ums Prinzip! Obwohl ich wäre doch ein bisschen enttäuscht – wann sonst würde mich jemand so berühmtes wie Hitler um ein paar Witze bitten?

Aber Georg ist sitzengeblieben und ich auch.

Das Tier tauchte noch ein paar Mal auf und Hitler las unsere Witze vor. Ab und zu lachte er.

Irgendwann kamen die Sicherheitsmänner auf mich zu. Ich sollte rausgeschmissen werden. Wegen meines Vorschlags, Hitler solle sich über sich selbst lustig machen.

Ich hatte mal gelesen, dass man viel über sich selbst erzählen soll, wenn man entführt wird. Die Entführer sehen dich dann als Mensch und nicht nur als Geisel. Und Menschen töten Entführer nicht so schnell. Als ich hinter den Kulissen mit den zwei Schränken stand, versuchte ich mich ein bisschen menschlicher darzustellen.

„Seid ihr eigentlich Schauspieler oder Sicherheitsmänner?“, fragte ich.

“Das ist alles Scheiße hier!” bellte der eine. Ich glaube der mit den noch blonderen Haaren. Ich überlegte, ob ich meine Krankenkassen Karte dabei hatte.

Ich weiß immer noch nicht, warum er so stark reagierte.

Danach stand ich vor den Studio mit Georg. Ich fragte ihn, ob das alles ethisch in Ordnung gewesen war.

„Wie?“

„Da drin, wo du so ausgetickt bist.”

„Ach das? Ich wusste von vorneherein was los war. Ich war dafür engagiert.”

“Echt? Ich dachte, du fandst das alles Scheiße! Ich war bereit mit dir abzuhauen!”

„Tja“, sagte er, e-Zigarette rauchend. „Das nennet man Schauspiel.“

Monate später schaute meine Frau den Film, als er in den deutschen Kinos lief, mit vielen Holländern im Publikum, in Berlin. Ich war bereits in Amerika. Ich erzählte ihr dann was ich dir gerade erzählt habe.

„Die Filmemacher sind echt gut,“ sagte sie. „Man sieht dir das verängstigte Häschen echt an. Aber dein Witz war auch der beste in der Szene.“

Ich freue mich darauf, es Freitag anzusehen.

Hoffentlich hat sie Recht.

 

 

 

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Ach, Deutsch

Ich kann ziemlich gut Deutsch. Fließend aber nicht ganz Muttersprachler. Leute denken immer ich habe Deutsch von meinen Eltern oder Großeltern gelernt. Aber es war gar nicht so. Deutsch sprechen ist meine einzige Begabung. Ich kann weder ein Instrument spielen noch ein Kunststück malen. Ich kann aber Pommes wie eine Einheimischer bestellen: Rot-weiß. Und ich mache es auch. Oft.

Aber gut Deutsch können ist nicht immer von Vorteil. Als ich ledig war und Leute kennenlernte, hatte ich immer das Gefühl, dass meine kleinen Grammatikfehler die Leute durcheinander brachten. Erst als ich sagte, ich sei Amerikaner, entspannten sie sich. Bis dahin hatten sie Angst, dass ich ein deutscher Psychopath mit mörderischen Absichten sei. Kann ich auch nachvollziehen.

„Das stimmt schon“, sagte eine Freundin mal zu mir. „Es war gut, dass du eine bestimmte Anziehungskraft hattest, weil ich deine Sprache schon merkwürdig fand.“ Wir haben uns aber auch in einem Technoklub kennengelernt. Vielleicht hatte das irgendwas damit zu tun.

Deutsch sprechen
Foto dank Rente42

Es gab aber auch andere Schwierigkeiten. Bei meinem ersten Job in Berlin würde ich oft Kaffee bei Café Einstein in der Friedrichstrasse holen. Ich hatte das Gefühl, dass sich die Baristas über meine Bestellungen freuten. Aber nicht aus positiven Gründen. Sie kicherten jedes Mal, nachdem ich unsere Bürobestellung abgab. Als es wiederholt passierte, marschierte ich wieder ins Büro und plädierte dagegen, nochmal dahin zu gehen.

„Die lachen mich immer aus“, sagte ich, den Tränen nah.

„Wie bestellst du denn?“ wollte meine Mitarbeiterin wissen.

“Zwei Cappuccino, einen Americano und ne Latte.“

Bevor sie lachend zum Boden fiel, war ich mir endlich meines Fehlers bewusst.

Es gibt auch diesen schönen Spruch über Essen und Eichhörnchen: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.

Ich sagte jahrelang: Langsam nähert sich das Eichhörnchen. Ich dachte, es ging um eine Tierdoku, wo sich das Eichhörnchen langsam der Nuss nähert. Wie eine Löwin dem Wasserbüffel.

Nach 10 Jahren Ehe klärte mich meine Frau endlich auf.

„Weißt du eigentlich was du das falsch sagst?“ fragte sie.

„Warum hast du mir das nicht vor 10 Jahren gesagt?“

„Ich fand es immer so süß!“

Toll, jetzt sagt halb Berlin: „Da geht der autistische Amerikaner, der ganz gut sprechen kann aber sich mit Sprüchen schwer tut!“

Deutsch sprechen: Nicht nur ich

Sowas trifft nicht nur mich. Mein Kumpel Marc kann auch gut Deutsch und wollte sich mal über Schmerzmittle gegen seine Migräne beraten lassen. Er ging in die Apotheke und fragte nach. Nach einer Viertel Stunde fing die Apothekerin an ein Wort zu benutzen, das er nicht kannte. Er konnte es aber nicht zugeben, weil er gerade auf der Suche war und die Apothekerin hübsch und ihn sehr spannend fand.

Danach ging er nach Hause und machte ein Wörterbuch auf. Das war der Tag an dem er das Wort, „Zäpfchen“ kennenlernte.

Leider hatte er schon zwei geschluckt.

Er wechselte danach auch die Apotheke.

Ein Kommentar

Die Sendung mit der Maus

Nach dem Tod von Peter Lustig, dachte ich ein bisschen über deutsches Kinderfernsehen nach. Ich fand Löwenzahn immer gut: Eine Show über einen alte Mann, der in einem Bauwagen ohne Klo lebt. Er sah immer sehr gepflegt aus, besonders für einen Mann, der sich nie baden oder auf Klo gehen konnte.

Vielleicht gab es sogar eine Folge, wo Herr Lustig das alles erklärt hat. Gut möglich: In Deutschland redet man offen über sowas. Zu offen, ehrlich gesagt.

Sendung mit der Maus
Photo thanks Christliches Medienmagazin pro via Creative Commons

Aber für mich war Löwenzahn die Nr. 2 unter den Kinderfernsehsendungen. Was heißt „war“, es gibt Löwenzahn immer noch. Fritz Fuchs lebt jetzt in dem Bauwagen ohne Klo. Er sieht auch gepflegter aus. Aber meine Lieblingskindersendung ist, wie für jeden Deutschen, die Sendung, die eine Beschreibung statt einen Namen hat: Die Sendung mit der Maus.

Jedes Mal wenn ich den Namen höre, spielt sich eine kleine Comedy Szene in meinem Kopf ab. Ganz nach der beliebtesten Szene Amerikas (es bedarf Baseball Kenntnisse):

„Na Kinder, was schaut ihr?“

„Die Sendung mit der Maus.“

„Ach so, Mickey Mouse or Tom und Jerry?“

„Nein! Die Sendung mit der Maus!“

„Mickey oder Tom und Jerry?”

„NEIN, DIE SENDUNG MIT DER MAUS!“

Ich ging immer davon aus, dass die WDR Produzenten viel zu viel mit Fernsehproduktion beschäftigt waren, um sich einen Namen auszudenken. Die Sendung mit der Maus ist genauso alt wie meine Frau und hat sich nie geändert, wie Else Kling aus der Lindenstraße.

In der Sendung mit der Maus geht es darum, Kindern zu zeigen, wie Sachen produziert werden. Jeans. Teebeutel. Atomreaktoren. Alltagsgegenstände. Es wird in mehreren Teilen erklärt, damit die besagte Maus – orange und animiert – zwischendurch in Begleitung eines blauen Elefantens auftauchen kann.

Das wirft natürlich eine Frage auf: Warum heißt die Sendung nicht, Die Sendung mit der Maus und dem Elefanten.

Weil der Elefant einen nichts taugenden Agenten hatte. Deswegen. Wäre er mein Agent, hätte ich ihn gefeuert.

Die einfache Formel von Sendung mit der Maus reicht jetzt für mehr als vier Jahrzehnte Fernsehen. Es funktioniert, weil man etwas lernt und danach eine kleine Pause machen darf. In der Pause schaut man zu wie ein Elefant sich in die Luft jagt oder wie eine Maus Jeans anprobiert. Spannend!

Sendung mit der Maus am Sonntag

Es wird jeden Sonntag ausgestrahlt und ist vielleicht deswegen Schuld an dem schrumpfenden Interesse an Gott. Jeder schaut die Show mit einer Beschreibung als Namen, statt in die Kirche zu gehen und zu lernen wie Gott, Jesus und der Heilige Geist ein und der selbe Gott sind. Vielleicht sollte die Sendung mit der Maus dieses Puzzle erklären. Aber dann hätte ich Angst vor den Mausanimationen.

Die meiste Spannung in der Sendung mit der Maus kommt am Anfang, wenn sie eine Vorschau von der bevorstehenden Sendung machen. Erst wird auf Deutsch erklärt und dann kommt exakt das Gleiche in einer nicht genannten Fremdsprache. Ganz Deutschland schreit Sprachen in Richtung Fernseher wie Beleidigungen: „Französisch!“ „Finnisch!“ „Rudi Karrel-isch!“ bis die Sendung mit der Maus das Rätsel löst.

„Ich wusste, dass es griechisch war. Ich wollte einfach nichts sagen“, sagt dann jeder Vater.

Ich weiß, dass Peter Lustig mal bei Sendung mit der Maus gearbeitet hat aber ich weiß nicht, ob Löwenzahn und Sendung mit der Maus sich jemals getroffen haben. Es wäre aber super: Die Maus könnte dann erklären wie ein erwachsener Mann in einem Bauwagen ohne Klo leben kann.

Das frage ich mich mein ganzes erwachsenes Dasein.

 

 

 

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Magisch Deutschland: Frühstück

Im Englischen haben wir tatsächlich ein Wort für deutsches Frühstück: Abendessen.

Aber eigentlich ist das nicht ganz fair: das normale Abendessen hat gar nicht so viel Brot und Fleisch wie ein durchschnittliches deutsches Frühstück.

Im Vergleich zu anderen Ländern, geben Deutsche gar nicht so sehr mit ihrem Frühstück an. Nicht wie Briten und ihr Full English. Oder wir Amis und unser Pancakes and Bacon oder sogar die Franzosen und das Croissant. Die Italiener? Die Italiener essen kein Frühstück. Sie schlürfen Espresso und sehen dabei gut aus. Es stimmt: Italiener sehen sogar am frühen Morgen gut aus. Ich weiß es. Ich war mal dort.

Deutsches Frühstück
Foto danke Kai Hendry via Creative Commons

Aber Deutsche geben gar nicht so an wegen ihres Frühstücks, hauptsächlich weil sie sich so viel Mühe geben müssen, um so ein Frühstück zu essen. Der Grundbaustein eines deutschen Frühstücks ist der Hauptstolz Deutschlands. Nein, nicht etwa das Autos oder gar das Bier. Nein, der Nationalstolz ist eigentlich das zusammenmischen von Mehl, Hefe und Wasser. Ein aufgebackenes Horrorszenario für Gluten Gegner: das Brot.

Ein mini- Brotlaib ist das Grundgerüst jedes deutschen Frühstücks: Das Brötchen. Es kann eine langweilige Schrippen sein oder ein kompliziertes Zusammengefüge aus Samen, Nüssen, technologisch fortgeschrittenem Mehl und ein paar Tränen von Nietzsche. Hauptsache Brot.

Jedes Brötchen wird dann in zwei Hälften längs aufgeschnitten und dann reichlich mit Butter beschmiert. Dann geht’s erst richtig los: Belegen mit irgendwas tierischem aber am besten mit Fleisch. Schinken, Leberwurst, Kochschinken, Teewurst, Schwarzwälder Schinken, Bierwurst.

Sowas halt.

Manchmal erlauben die Frühstücksschiedsrichter sogar diverse Marmeladen, Nutella, Rühreier oder das eine oder andere Gemüse. Für Fortgeschrittene gibt es natürlich Goldsaft – eigentlich nur Syrup aus der Zuckerrübe aber geschmacklos, geruchslos und gar nicht so klebrig. Ich glaube, Leute kaufen nur Goldsaft weil es eben Saft von Gold ist. Wer will das nicht?

Ich sage euch wer: Faulenzer, Versager und Bayern München Fans.

Und wem das nicht reicht, für den gibt es natürlich auch noch ein weich gekochtes Ei. Ich glaube es ist eher sowas um die Geschmäcker zu neutralisieren. Wie ein Eiersorbet.

Ich war mir nie ganz sicher wie viel man beim deutschen Frühstück essen sollte. Nach zwei Brötchen Hälften bin ich meistens satt (das wäre dann ein ganzes Brötchen, für die Mathematiker unter uns). Aber ich esse meistens zwei ganze, weil, um Louis C.K. zu zitieren, ich höre nicht auf, wenn ich satt bin. Ich höre auf, wenn ich mich selber hasse.

Wie ein braver Deutscher.

Deutsches Frühstück und Frühstücksersatzverdauungsmägen

Jedes Mal, wenn ein nicht deutscher einem deutschen Frühstück begegnet, fragt sich der nicht deutsche, wie Deutsche so oft so etwas essen können und dabei nicht gleich amerikanisch aussehen. Ehrlich gesagt, frage ich mich dass auch jedes Mal, wenn wir ein deutsches Frühstück zu uns nehmen. Ich werde tatsächlich mehr amerikanisch je mehr deutsche Frühstücke ich esse. Ich teile seit 14 Jahre eine Wohnung mit einer Deutschen und habe schon zwei halb- Deutsche gezeugt und ich weiß immer noch nicht, wie Deutsche das schaffen.

Wie sie es schaffen ist anscheinend ein Staatsgeheimnis wie die UFOs in Roswell, New Mexico oder Heino’s Augenfarbe. Die einzige Erklärung, die ich dafür finden kann, ist, dass Deutsche zwei Mägen haben. Wie Kühe. Deutsche haben sowas wie einen Frühstücksersatzverdauungsmagen, in dem die Regeln der Ernährung, von Physik und sogar der Schwerkraft außer Kraft gesetzt werden. Der  Frühstücksersatzverdauungsmagen verdaut ein deutsches Frühstück in einer ganz anderen Dimension und unterstützt dabei die Herstellung von Autos, Bier und schlechter Pop Musik – ganz ohne Kalorien.

Es gibt, soweit ich weiß, keine Antwort darauf. Und Frühstücksersatzverdauungsmagen ist bestimmt ein echtes Wort. Sicher.

Aber nach so vielen Worten über das deutsche Frühstück, habe ich mich heute für ein deutsches Frühstück zum Abendessen entschieden. Und dass gibt es auch bereits: das Abendbrot.

Weil man nie genug Brot essen kann.

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Michael Moore und ich

Der neuste Film von Michael Moore kommt in Amerika in die Kinos – und am 15. Februar auch in Deutschland. Das heißt, ich darf zwei Monate lang in kein Kino, wo der Film gezeigt wird. Warum? Weil Leute mich immer für Michael Moore halten.

Echt.

Als ich in Deutschland mit Comedy anfing, vermittelte mir ein anderer Komiker nach einen Auftritt die schlechte Nachricht.

„Weißt du wem du ähnlich siehst?“

Michael Moore
Foto Michael Moore und Gene Glover

„Naja, als Kind haben die Leute immer Michael J. Fox gesagt…“

„Nein. Dem Autor Michael Moore.”

In Deutschland denkt man das Michael Moore hauptsächlich Autor ist. In Amerika weiß man gar nicht, dass er Bücher schreibt. Kulturelle Unterschiede halt.

Aber von da an hatte ich meine Eröffnung auf der Bühne: „Nein, ich bin nicht Michael Moore.“ Manchmal sah ich, dass Leute dadurch enttäuscht waren. Eine Frau stand einmal auf und ging. Vielleicht weil ich nicht Michael Moore war. Oder vielleicht weil sie aufs Klo musste.

Du darfst entscheiden.

Ich bin ein Michael Moore

Ich hatte das Ganze vergessen, bis wir neulich in Portland Essen waren. Meine Frau und ich waren beim Japaner. Im Restaurant waren nur meine Frau, ich und die Kellnerin und der Koch. Wir bekamen ziemlich viel Aufmerksamkeit. Manchmal brachte die Kellnerin das Essen am Tisch. Manchmal der Koch. Sie waren etwas älter als wir, lächelten viel und ich würde meinen, dass sie ein Pärchen waren aber ich will nicht voreilig sein.

Vielleicht waren sie dann nicht zusammen aber jetzt. Wer weiß?

Aber irgendwann sagte der Kellner einfach: „Of course! We know the gentleman!“

Was uns komisch vorkam.

Meine Frau zuckte die Schulter einfach aber ich wusste was los war: Er dachte, ich sei Michael Moore. Wir waren sogar in dem Teil Portlands wo, sollte Michael Moore in Portland sein, Michael Moore sein würde. Portland hat sogar ein Hollywood – wir wohnen dort – aber da würden keine Promis Mittag speisen. Aber sie tauchen trotzdem manchmal in Hollywood, Portland auf.

Ich nenne Michael Moore ab jetzt nur Michael. Ich darf das. Wenn man ein Doppelgänger ist, darf man den anderen duzen. Steht im Regelbuch. Ich habe nachgeschaut.

Aber als der Kellner das mit Gentleman sagte, wurde ich rot und nervös. Weil, dann muss ich die Situation klären. Ich muss jetzt sagen, nein, der bin ich nicht und so tun also ob es mir nicht  unangenehmen ist.

Jedem wird es dann unangenehm wegen mir.

Und es ist nicht gerade schmeichelhaft mit Michael Moore verwechselt zu werden. Zumindest ist es nicht George Lucas. Selbst Werner Herzog wäre eine Verbesserung.

Wenn ich meinen Freunden von der Michael Problematik erzähle, sagen sie immer das gleiche: „Du bist aber gar nicht so dick!“ Ich weiß. Aber dick genug, anscheinend.

Zwei Wochen später befanden wir uns auf einer Geburtstagsfeier. Eine Frau setzte sich neben mir hin.

„Ich heiße Drew“, sagte ich.

„Ich heiße Alexandra“, sagte sie und fragte nach meinem Nachnamen. Dann schien sie von meinem echten Nachnahmen enttäuscht zu sein.

„Ich dachte, es würde `Moore‘ sein.“

Was mir wieder mal komisch vorkam.

Wenn es mir schon so geht, wenn Michael gar nicht im Rampenlicht steht, stell dir mal vor, wie es mir geht, wenn er gerade überall zu sehen ist. Ich könnte Autogramme verteilen.

Die Berlinale fing auch diese Woche an. Als ich noch in Berlin wohnte, musste ich aufhören, dort Filme zu gucken. Wegen Michael. Berlin füllt sich mit Filmbegeisterten während der Berlinale und sie wollen immer was von mir. Oder besser gesagt, von Michael.

Einmal auf der Berlinale warteten ein Freund und ich auf Einlass für einen Casey Affleck Film. Eine Frau neben mir wurde sichtlich nervös. Ihre Hände zitterten und sie wurde ganz rot im Gesicht.

Die Berlinale

„Und Sie gehen in diesen Film weil…“ sagte sie, schmunzelnd.

Was mir, ja, komisch vorkam.

„Weil mein Kumpel hier hat mir Karten besorgt“, sagte ich. Mein Kumpel sieht nicht aus wie ein Dokumentarfilmemacher. Oder gar ein Filmemacher. Sie sah leicht enttäuscht aus und schlich weg. Ich weiß aber nicht, ob sie es verstanden hat oder jedem erzählt, was Filme angeht, hat Michael Moore einen ganz schlechten Geschmack.

Danach sind wir in meine Lieblingskneipe um die Ecke gefahren. Sobald wir eintraten, kam es mir vor wie in einem Western Film, wo der neue Sheriff in den Saloon marschiert. Alle wurden plötzlich still und sogar die Musik hörte auf zu spielen.

Wir waren aber kein Sheriff und seine Posse. Wir waren nur wir. Und wir wollten nur ein Bier. Wir schlichen nach hinten und alle machten wieder das, was sie schon vorher gemacht hatten.

Ihr sollt wahrscheinlich Michael Moores` neuen Film gucken (oder das Buch lesen).

Ich kann ja nicht.

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Meine Frau die Jedi Ritterin

Deutsche reden ungern aber diskutieren viel.

Mach die Glotze an Freitag Abends: Jeder diskutiert überall. In lässigen Sesseln, an runden Tischen, auf roten Sofas.

Und niemand diskutiert lieber als Beamte.

Wenn man einem Beamten in der freien Wildbahn begegnet – sprich, auf dem Amt – ist eine ablehnende Haltung nicht gleich eine Ablehnung. Es ist eine Einladung zu einer Diskussion.

Foto Dank Amira_a via Creative Commons
Foto Dank Amira_a via Creative Commons

Ein Beamter sagt vielleicht: “Das können wir leider nicht heute für Sie erledigen.” Und man würde meinen, dass es auch so ist. Aber meine Frau hat mir etwas Beamtisch beigebracht und in der Übersetzung heißt es, “Würden Sie bitte Ihre Anfrage begründen. Am besten mit etwas Schriftlichen von irgendeinem Amt und den einen oder anderen Paragrafen dazu.“

Und noch wahnsinniger: Leute reagieren darauf, reichen was ein und haben Erfolg.

Crazy!

Meine Frau ist ein Profi in Sachen diskutieren. Aber kein Wunder: sie ist ja deutsch. Aber selbst Deutsche sollten sie engagieren, um offiziellen Angelegenheiten zu klären. Sie geht nicht zum Amt um irgendwas zu klären. Sie geht dahin, um ein Kunststück zu schaffen. Beim Amt wandelte sich meine Frau in einen Jedi Ritter. Sie besiegt Beamte nach Beamte. Die dunkle Macht ist nichts gegen sie. „Das sind die Dokumente die Ihr sucht.”

Kurz nach der Geburt unseres zweiten Kindes sind wir umgezogen und mussten die neue Adresse anmelden. Das war in der Zeit, wo die ganze Welt das Internet nutzte, nur die Regierung nicht. Es gab weder Termine noch Anrufmöglichkeiten und einen postalischen Weg sowieso nicht. Die einzige Möglichkeit war ein Besuch im Bürgeramt Rathaus Mitte in Berlin. Angekommen wurden wir sofort von einem Schwarm unglücklicher Bürger begrüßt. Es war klar, dass sie alle schon viel zu lange gewartet hatten.

„Wo melden wir unsere neue Adresse an?“ fragte meine Frau mit schlafenden Baby im Baby Björn auf der Brust. „Ist hier die richtige Stelle?“

Die Frau hinter der Theke schien sich zu freuen. Ich dachte, sie freut sich weil sie uns wegschicken darf. Aber jetzt weiß ich, dass sie sich auf die Diskussion freute.

Foto dank die Grafs via Creative Commons
Foto dank die Grafs via Creative Commons

„Normalerweise kriegen Sie von mir eine Nummer und dann würden Sie oben warten bis Sie aufgerufen werden. Aber heute hat das keinen Sinn mehr. Da warten schon zu viele.“ Wie ich das jetzt schreibe, ist es viel netter als es damals rüber kam. Es klang ungefähr so, als ob wir den Easyjet Piloten gefragt hätten, ob wir das Flugzeug selber fliegen dürften.

„Ah“, sagte meine Frau mit der Ruhe eines Beamten. “Aber mein Mann hat doch heute Nachmittag extra frei genommen und das Baby schläft gerade. Vielleicht können wir einfach die Nummer nehmen und trotzdem warten? Nur Falls.“

„Das nutzt nichts. Sie kommen eh heute nicht mehr dran. Ich gebe Ihnen keine Nummer“, sagte die Beamtin. Vielleicht hat sie sogar gezischt. Mag sein, dass wir alle eine primitive Reptil Sprache können, irgendwo tief in einer primitiven Ecke unseres Gehirns.

Mag sein, dass Beamte eine ganz andere Spezies sind.

Ich bin fast ausgetickt. Ich bereitete mich auf einen legendären Vortrag über Steuerzahler und Öffentliche Mitarbeiter vor. Ich hätte vielleicht einen Oscar gewonnen. Oder meine ganze Familie generationsweise blamiert. Aber meine Frau hat einfach ihre Hand gehoben um mir zu sagen, `Wird alles gut`.

„Klar. aber mein Mann hat sich doch heute Nachmittag extra frei genommen und das Baby schläft gerade. Vielleicht können wir einfach eine Nummer nehmen und trotzdem warten. Wenn es nicht klappt, dann klappt es eben nicht.” Ach, meine Frau, dachte ich. Wie optimistisch! Und doof. Ich wurde immer wütender. Es war doch klar, dass diese Beamtin uns nicht helfen würde.

„Haben sie alle Unterlagen dabei?“ fragte die Beamtin. „Zeigen Sie mal her.”

Ah, dachte ich. Cooler Schachzug! Sie will uns jetzt zeigen, dass wir doch nicht alles dabei haben. Dann kann sie uns mit einem Schmunzeln wegschicken.

Nice Try, Frau Beamtin, dachte ich. Wir sind erfahrene Amtsgänger! Wir haben alles dabei. Schachmatt!

Ich war sehr stolz auf uns.

Die Beamtin nahm unsere Dokumente, drehte sich kurz weg und tippte was im Computer. Sie holte einen Ausdruck, machte einen Stempel drauf und drehte sich wieder zu uns. Dann gab sie uns den Stapel zurück.

„Da“, sagte sie. „Das habe ich für Sie erledigt.“

Wir müssen hier einen kleinen Zwischenstopp einbauen, weil so genial war dieser Moment. Es war einer der besten Momente meines Lebens. Vielleicht sogar besser als die Geburt meiner Kinder oder das erste Mal, als ich Star Wars gesehen habe. An dem Tag haben wir das Leben besiegt. Wir waren ganz Berlin überlegen.

„Wie hast du das geschafft?“ sagte ich voller Euphorie, als wir aus dem Bürgeramt liefen, mit der Anmeldung in der Tasche.

„Was geschafft?“ fragte sie. „Manchmal muss man sich halt auf eine kleine Diskussion einlassen.“

 

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Magisch Deutschland: Dreck reinigt den Magen

Deutschland hat echt die besten Spielplätze.

Und, im Vergleich zu den USA, gibt es nicht nur Spielplätze. Es gibt Bauspielplätze, Naturspielplätze, Wasserspielplätze und Abenteuerspielplätze, was am spannendsten klingt. Sprachlich könnte man denken, dass Kinder in Deutschland gar kein zu Hause brauchen. Sie können einfach von Spielplatz zu Spielplatz hüpfen und immer was Neues erleben.

Das Leben ist ein Spielplatz. Oder so etwas.

spielplätze

Die Überlegenheit deutscher Spielplätze wurde meiner Frau und mir erst klar, als wir mit unseren Kindern gereist sind. In Bergen, Norwegen, empfahl das Hotelpersonal einen Spielplatz um die Ecke. Der Spielplatz war sicherlich voll der Renner während der Industrialisierung, wo Eisen als Massenware gerade neu war. Der Sand im Sandkasten stammte sicherlich auch aus der Zeit. In Illinois stießen wir mal auf einen Spielplatz, wo rostige Schrauben aus rohen Beton pieksten. Die Nachmittagssonne wandelte die 60iger Jahre Rutsche und das Metall UFO Klettergerüst in eine Bratpfanne für unmarinierte Kinder.

Als Kind hatte ich auch sogar mal auf diesem Spielplatz gespielt. Einmal. Und es hat sich nichts in der Zwischenzeit geändert.

Der Lieblingsspielplatz unserer Kinder in Berlin war in Zirkusoptik gefertigt und wurde sogar vergrößert als unsere Kinder wuchsen. Und das ist teilweise das Schöne an deutschen Spielplätzen: Sie werden handgefertigt als Einzelstücke mit Rutschen, Seilbahnen, Kletterwänden und Tunneln nach einem bestimmten Thema. Zirkus vielleicht oder Dschungel oder die Bedeutung hinter Jungscher Trauminterpretationen in vor-Weimar Stuttgart. Sowas, halt.

Unser Zweitlieblingsspielplatz war der Kleinkindspielplatz am Kollwitzplatz. Ein Kleinkindspielplatz ist ein Spielplatz für kleine Kinder, aber am Ende mischen sich darunter immer etwas größere Kinder, die über die kleinen stolpern und die Herrschaft des Spielplatzes übernehmen. Die sind immer gegen unbekannte Eltern immun. Es ist das Gleiche, was passiert, wenn Spiegel plötzlich eine neue Nachbarschaft in Berlin, Hamburg oder München krönt. Danach steht man sogar Schlange an der Schaukel.

Aber die Vielfalt deutscher Spielplätze ist echt bewundernswert. Auf Bauspielplätzen dürfen Kinder mit Altholz, Hammer und Nägel los. „Bau ein Piratenschiff!“ ruft der Spielplatz den Kindern. „Halt die Krankenkassenkarten bereit“, hören die Eltern.

Ein Naturspielplatz ist eine leichte Lüge. Es ist eigentlich nur ein zugewachsener Spielplatz mit ein paar guten Kletterbäumen. Meistens wird er von einem sehr lieben Alkoholiker betreut, der es kaum mehr als aus dem Bett am Tag schafft. Naturspielplätze folgen immer dem Lieblingssatz vieler etwas fauler Eltern: Dreck reinigt den Magen! Nicht das Eltern nicht faul sein dürfen.

Abenteuerspielplätze sind eine Mischung aus Naturspielplatz und Bauspielplatz aber mit doppelt so vielen Knochenbrüchen. Oder anders gesagt: Fantastisch.

Und das Beste an deutschen Spielplätzen für die Eltern: Man kann Bier auf die meisten Spielplätze mitbringen. Währen der Spielplatzära meiner Kinder, wurde ich zum Spätkauf Experten. Ich kannte das nächstgelegene Späti jedes Spielplatzes. Ich hätte Führer dazu verkaufen können.

Deutsche Spielplätze sind so toll, dass ich fast noch ein Kind haben will.

Fast.

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Hier ist ’ne Luft drin.

Manchmal frage ich mich, ob Deutsche Wärme hassen.

Meine aller erste Winter in Deutschland war der kälteste meines Lebens. Ich bin zwar im Bundesstaat Colorado am Fuße der Rocky Mountains groß geworden, aber ich wusste nicht, dass die Welt so kalt sein könnte.

Oder vielleicht hatte ich einfach die falsche Jacke?

Kalter Winter
Bild danke Marcus Pink via Creative Commons.

Wenn ich es kurz überlege, wird mir klar, dass ich die falsche Jacke trug. Denn im deutschen Winter braucht man keine Jacke. Man braucht einen Anorak. Man braucht nicht Kleidung bei solcher Kälte. Man braucht eine Lösung.

Und es war besonders kalt, als ich jeden Morgen ein Kilometer in der falschen Jacke zum Gymnasium lief. Bis ich da ankam, war ich durchgefroren. Mir war so kalt, dass selbst einigen meiner Verwandten kalt wurde.

Ich ging in die Schule und lief die Treppe hoch bis ich in meiner Philosophieklasse ankam. Es war das wärmste, angenehmste Zimmer, dem ich je begegnete. Es war ein Zimmer, wo die Heizung die ganze Nacht lief. Das Zimmer wartete nur darauf, mich zu erwärmen.

„Drew“, sagte das Zimmer. „Komm rein. Dein Leid hat ein Ende.”

Es war mehr als Wärme. Es war Erlösung.

Bis Thilo ankam. In Amerika haben wir auch Thilos. Sie heißen Chad. Jeder leidet wenn Chad und Thilo da sind. Die sind zwar immer beliebt aber sie sind oft eher fies. Thilos und Chads halt.

Thilo wurde nicht von der Wärme gewärmt. Er wurde beleidigt.

Meine Fresse”, sagte Thilo jeden Winter morgen. “Hier ist eine Luft drin!

Und damit riss er sämtliche Fenster soweit auf wie nur möglich. Meine Mitschüler teilten seine Meinung und niemand war zufrieden, bis die Zimmertemperatur die sibirische Außentemperatur erreichte. Nur dann wurde die Luft heile. Dann wurden die Fenster zugemacht und ich durfte weiter frieren. Und meine Verwandten auch.

Deutsche scheinen sich oft über warme Luft zu ärgern. Das Problem wird durch so genanntes Stoßlüften beseitigt. Man tauscht mit Stoßlüften die böse warme Luft gegen sympathische kalte Luft aus. Anscheinend darf man sich nur in warmer Luft aufhalten, wenn man dabei war, als die Luft sich erwärmen ließ. Außer in der Sauna.

Die Wissenschaft dahinter verstehe ich nicht so ganz.

Diese Luftwut habe ich in der Schule meiner Kinder, im Büro, wo ich gearbeitet habe, und sogar von Putzfrauen in Hotels erlebt. In Raucherkneipen? Ne, da ist die Luft nie beleidigend. Krebserregend aber nicht beleidigend.

Ein deutscher Kumpel erklärte mir mal, dass stickige Luft weniger Sauerstoff enthält. Sie ist daher für Lebewesen ungeeignet. Wie Mars. Selbst Zimmer, die 12 Stunden leer stehen leiden unter Sauerstoffmangel.

Da komme ich wieder mal nicht ganz hinter die Wissenschaft, die dahinter steckt.

Aber Januar ist bald vorbei. Wärmere Zeiten sind um die Ecke.

Bald kann man wieder Draußen sitzen.

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Magisch Deutschland: Nutella Pizza

Selbst nach 15 Jahre werde ich immer noch überrascht von magischen Sachen in Deutschland: Sachen wie Nutella Pizza. Es passierte während einem spontanen Besuch in einem unserer Lieblings Pizza Läden. Es liegt in einer super Berliner Nachbarschaft am Rande von entweder Schöneberg, noch Kreuzberg oder sogar schon Tiergarten – ich will die Privatsphäre der Nachbarschaft wahren und schaue gar nicht erst nach.

„Ok“, sagte ich zu meinen Essenskollegen – ein 9 Jähriger, eine 10 Jährige und meine Frau (Alter egal). “Sind wir jetzt fertig? Können wir gehen?”

Meine Tochter griff zu einer naheliegenden Pizza Klub Speisekarte und zeigte darauf, worauf sie schon das ganze Essen lang zeigen wollte. Nämlich auf eine Nutella Pizza.

Plötzlich hörte ich das Singen der Engel. Die graue Wolkendecke verschwand und ein geschlechtsloser Gott unbestimmter Konfession sprach durch mich. Ich bestellte die Nutella Pizza.

Nutella Pizza

Wir nicht Europäer glauben immer, dass Nutella aus dem Land stammt, wo wir ihm zum ersten Mal begegneten. Wie damals, als ein Jahrhundertwende Hipster mit Schnurrbart Frites in Paris aß und davon ausging, dass sie daher stammten. „French fries!“

Obwohl ich mittlerweile die ganze Nutella Geschichte kenne, werde ich es jetzt hier nicht posten. Ich werde auch nicht per Cut & Paste irgendeine Nutella Wikipedia Eintrag hier hineintippen. Heute geht’s nicht um die Herkunft Nutellas. Es geht um die Herkunft Nutella in meinem Leben. Und es ist eh 2016 und ihr könnt alle selber die Nutella Geschichte googeln.

Nutella entdeckte ich an meinem aller ersten Morgen in Deutschland. Damals, als die Kaiser noch herrschten und Weimar nur eine Stadt war. An dem Tag lernte ich, wie man ein Brötchen aufschneiden soll. Dann bat mich meine Gastmutter, das Brot mit Nutella zu beschmieren (und, ja, ok, auch Butter drunter, was ich heutzutage nicht mehr mache). Ich dachte, dass Nutella an dem Tag eine Ausnahme wäre. Ich dachte, ich darf bestimmt nur Schokolade frühstücken, weil sie neue Gasteltern sind und das hier mein aller erster Tag in Deutschland ist.

Ehrlich: Wer speist schon Schokolade zum Frühstück? Das gehört sich nicht! Außer man isst einen Donut, natürlich.

Aber wie ich schnell lernte, war das keine Ausnahme, sondern die Regel. Nutella ist eine Hauptspeise der Deutschen wie Kartoffeln, Wurst und schlechte Laune. Es steht auf jedem Frühstückstisch, meistens auf einem Tablett neben Goldsaft und einer unbeliebten Orangenmarmalade aus der Kohl Ära.

Und ich möchte mich an dieser Stelle bei den Gehrings aus Oldenburg für meine Bekanntschaft mit Nutella bedanken. Ihr habt Großes geleigstet, leider hat das nicht so mit Eisbein geklappt.

Und das, obwohl Nutella der Kern des ersten Erziehungsstreits zwischen mir und meiner Frau war. Meine Frau wollte unseren Kindern Nutella erlauben, bevor sie überhaupt mal auf der Welt waren. Ich hatte aber Angst, dass die dann Nutella abhängig werden würden.

„Aber Erdnusscreme dürfen sie natürlich jetzt schon haben”, sagte ich.

„Ist doch genau das gleiche!“ meinte sie.

Wir wissen alle, dass sie total im Unrecht stand.

Aber da sie so früh Nutella kennenlernte, meine Tochter (und Pizza Klub), kam ich in den Genuss der Nutella Pizza. Also hatte meine Frau doch irgendwie Recht.

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